Ab
heute heiße ich TOMMY !
Leukose positiv - na und ?
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Jetzt
bin ich schon den dritten Tag in diesem Tierheim und weil mich hier
niemand kennt und ich noch nicht untersucht worden bin muss ich erst
mal in einem Käfig bleiben.
Aber heute ist Samstag und ich habe von den anderen Katzen gehört, daß
uns Samstags immer Leute besuchen kommen, die sich ein Tier anschaffen
möchten. Ah, da kommt ja schon die erste Familie, sehen eigentlich ganz
nett aus, ob die mich wohl mitnehmen? Also, jetzt muss ich natürlich
einen guten Eindruck machen, denn wer will schon ewig in so einem Käfig
sitzen. Aber sie sehen sich erst mal alles an und lassen sich viel erklären,
was ja auch ganz richtig ist. Schließlich paßt nicht jede Katze auch
zu jedem Menschen. Einige von uns brauchen Auslauf, haben sie mir erklärt
und so einen Platz ist in der Stadt nicht leicht zu finden, mit den
ganzen Autos und so. Na, und wann schauen die endlich zu mir? Na also,
jetzt kommt der Junge her. Schnell mal an seinem Finger geschmust, den
er durch das Gitter gesteckt hat. Das scheint geklappt zu haben denn
er ruft nach seinen Eltern. Oh, prima! Ich scheine allen zu gefallen-
was ja zu erwarten war. Sie würden mich schon gerne haben, aber noch
habe ich "Quarantäne" und muss leider in meinem Käfig bleiben. Der Junge
darf mir aber schon einen Namen geben und die Adresse, die ich später
haben werde, wird auf einen Zettel geschrieben und an meinem Käfig befestigt.
Prima, jetzt heiße ich TOMMY!
Fast eine Woche später kommt dann endlich die Tierärztin und untersucht
mich. Ich werde auch gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche geimpft
und aus meinem Ohr wird etwas Blut abgezapft, was ich natürlich gar
nicht so toll finde. Aber das muss wohl sein...
Was ist denn jetzt los? Vorhin waren alle noch so fröhlich und jetzt,
kaum 10 Minuten später, gucken sie so komisch! Was soll das heißen:
Leukose positiv? Bin ich jetzt krank? Das kann aber nicht sein, denn
ich fühle mich ganz prima und mir tut auch nichts weh!
Frau O´Neal ruft gleich mein neues Frauchen an, denn es kann ja sein,
dass sie mich nun nicht mehr haben wollen. Aber erfreulicherweise gibt
es auch noch ein paar vernünftige Menschenwesen. Glück gehabt! Knapp
eine halbe Stunde später sind meine neuen Menschen da und dürfen mich
mitnehmen. Dass ich jetzt viel Ruhe und keinen Stress haben darf verstehen
sie natürlich auch. Also: Nichts wie rein in den Korb und ab durch die
Mitte! 
Nun bin ich also in meiner neuen Wohnung, sieht alles ganz prima aus,
hier kann Kater sich wohlfühlen. Bis vor vier Wochen hat ein anderer
Kater hier gewohnt, aber der ist von einem Nachtspaziergang nicht wiedergekommen
und wurde auch nie mehr in der Gegend hier gesehen. Die Wohnung riecht
aber noch nach ihm. Als erstes verstecke ich mich hinter dem Gefrierschrank,
man weiss ja nie was da kommt. Aber plötzlich schnuppert es nach gutem
Futter, ganz in der Nähe! Also nichts wie raus aus dem Versteck und
den Napf leer geputzt. So, was mache ich jetzt? Wieder hinter den Schrank
ist zu langweilig, also schleiche ich erst einmal durch die Wohnung.
Zuletzt komme ich in das Kinderzimmer. Auf der Couch sitzt der nette
Junge und ruft mich. Ich lege mich zu ihm und bin auch gleich eingeschlafen,
das war ja auch ein aufregender Tag!
Nun bin ich schon viele Monate hier und beherrsche alles und jeden.
Ich schlafe am liebsten im Kinderzimmer, obwohl mir auch die anderen
Räume zur Verfügung stehen. Da ich noch einige kleinere Krankheiten
habe (mein Magen spielt manchmal verrückt) muss ich öfters mal zur weißen
Frau. Die ist ja sehr nett und auch immer besonders lieb zu mir aber
ich würde trotzdem lieber zuhause bleiben.
Ich glaube, alle lieben mich. Frauchen sagt zwar immer, ich sei ein
Chaot nur weil mir immer mal was um- oder runterfällt. Neulich zum Beispiel
der Vogelkäfig mit den fünf Schreihälsen. Der stand eben nicht richtig!
Nun darf ich nur noch unter Aufsicht in das Zimmer von der Oma, wo die
Vögel stehen...
Und das mit der Uhr, auf der ich so gerne sitze, war ja schließlich
auch keine Absicht. Aber das Herrchen hat gesagt, er kriegt das wieder
hin.
Und mit den Gardinen, in denen ein Falter saß, den ich unbedingt fangen
musste...nun, Frauchen wollte sowieso mal neue!
Inzwischen ist der zweite Leukosetest gemacht worden und es hat sich
bestätigt, ich bin immer noch "positiv", aber ich fühle mich pudelwohl.
Meine Menschen wollen mich natürlich behalten, weil sie sich ein Leben
ohne mich gar nicht mehr vorstellen können. Das war klar, es wäre ja
hier auch viel zu langweilig ohne mich- dem Kater TOMMY!
Copyright:
R. Pöhland, Frankfurt (1996)
Nachtrag:
Heute, im Jahre 2000, ist der pechrabenschwarze TOMMY ca. sechs Jahre
alt, immer noch "positiv" aber dabei gesund, munter und frech. Wir wünschen
ihm ein hoffentlich noch sehr langes und unbeschwertes Leben. Vielleicht
hilft die Geschichte von TOMMY anderen "positiven" Tierheimtieren, auch
ein schönes, verständnisvolles Zuhause zu finden. Darüber würden wir
uns ganz besonders freuen!
Nachtrag:
TOMMY
starb im September 2002, er wurde 8 Jahre alt. Aber nicht die Leukose
beendete das Leben des großen und kräftigen, nachtschwarzen Katers.
Ein unachtsamer Handwerker ließ die Haustür offen stehen, TOMMY entwischte
auf die Strasse und wurde prompt überfahren. Er starb auf dem Weg in
die Tierklinik...
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