Der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt oft eine Lücke…
…die sich kaum in Worte fassen lässt. Besonders für ältere Menschen kann die Trauerphase von Einsamkeit, Isolation und innerer Leere geprägt sein. In solchen Zeiten zeigen sich Tiere, vor allem Katzen, als stille, aber kraftvolle Begleiter. Ihre feinen Antennen für emotionale Stimmungen, ihre nächtliche Wärme auf dem Schoß oder ihr leises Schnurren können ein Stück Geborgenheit zurückbringen. Doch dieser Trost ist nicht nur gefühlt – es gibt auch zahlreiche wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Tiere einen positiven Einfluss auf Trauerprozesse haben.
Eine wahre Geschichte: Hannes und seine Katzen
Hannes, ein verwitweter Rentner, verlor vor einem Jahr seine geliebte Frau Margret. Der Alltag fühlte sich leer an, die Abende besonders lang. Dann traten zwei Katzen in sein Leben: Felix und Luna. Zunächst auf Probe aufgenommen, musste er sie schweren Herzens wieder abgeben. Doch das Schicksal fügte es anders: Wochen später rief die Vorbesitzerin an und bat ihn, die Katzen erneut aufzunehmen. Hannes sagte sofort zu.
Seitdem sind Felix und Luna treue Begleiter in seinem Alltag. Felix springt voller Vorfreude auf den Tisch, sobald es Futter gibt, und leckt Hannes liebevoll die Finger. Luna folgt ihm durch die Wohnung, schuppert an seiner Nase und legt sich abends neben ihn ins Bett. Ihre Anwesenheit ersetzt nicht den Verlust, aber sie schenken neue Momente der Freude, der Wärme und der Verbundenheit. Hannes sagt selbst: „Ich bin nicht mehr allein. Die beiden geben mir das Gefühl, gebraucht zu werden.“
Warum Tiere in der Trauer helfen können
Emotionale Ausnahmesituation: Wenn Trauer uns überwältigt
Viele Trauernde erleben eine Achterbahn der Gefühle – von tiefer Traurigkeit über Schuld, Wut bis hin zu völliger Erschöpfung. Nicht selten kommen dann auch Selbstzweifel hinzu: “Warum bin ich so durcheinander? Müsste ich nicht längst wieder funktionieren?”
Doch all diese Empfindungen sind vollkommen normal. Die moderne Trauerforschung bestätigt, dass es keinen festen Zeitrahmen für Trauer gibt – und dass jeder Mensch sie anders durchlebt. Gerade in den ersten Wochen und Monaten ist es völlig natürlich, sich überwältigt, leer oder ziellos zu fühlen. Wer das erlebt, sollte sich nicht selbst in Frage stellen. Trauer ist keine Schwäche, sondern ein Ausdruck tiefer Liebe. Und sie darf Zeit brauchen.
In genau dieser Zeit können Tiere eine wertvolle Hilfe sein – durch ihre konstante Anwesenheit, ihre stille Nähe und das Gefühl, nicht allein zu sein.
Wissenschaftliche Studien und historische Perspektiven
Eine britische Untersuchung, der “PDSA Animal Wellbeing (PAW) Report”, zeigt, dass Haustiere für viele Menschen eine zentrale emotionale Stütze darstellen – besonders in Phasen der Einsamkeit, Krankheit oder Trauer. Über 80 % der Befragten gaben an, dass ihr Haustier ihr seelisches Wohlbefinden deutlich verbessert habe.
Zudem berichtete das American Journal of Hospice and Palliative Medicine, dass Tiere bei Trauernden oft die Symptome von Depression und sozialem Rückzug mindern – besonders dann, wenn sie strukturgebende Aufgaben wie Füttern und Pflege mit sich bringen.
Auch bekannte Psycholog:innen betonen diese Wirkung: Die US-amerikanische Therapeutin Dr. Joanne Cacciatore, die mit trauernden Eltern arbeitet, spricht vom “unmittelbaren, vorbehaltlosen Trost”, den Tiere geben können, wenn menschliche Worte fehlen. Ihre Organisation “MISS Foundation” integriert bewusst tierische Begleiter in die Trauerarbeit.
Historisch betrachtet galten Katzen in vielen Kulturen als Seelentiere. In Ägypten glaubte man, dass Katzen schützende, reinigende Energie mit sich bringen und sogar als Begleiter in die jenseitige Welt dienen. In Japan steht die Maneki-neko – die winkende Glückskatze – bis heute für Schutz, Heilung und das Willkommenheißen guter Energie. Diese tief verankerte Symbolik unterstreicht, wie sehr Katzen seit Jahrhunderten als tröstende Begleiter empfunden werden.
Tiere spenden Trost, ohne Worte zu brauchen. Sie urteilen nicht, sind einfach da. Studien zeigen, dass der Kontakt mit Tieren Stress reduziert, den Blutdruck senkt und Einsamkeit lindern kann. Besonders bei Menschen in Trauer können Tiere Struktur in den Alltag bringen: Sie brauchen Futter, Zuwendung und Aufmerksamkeit – all das gibt dem Tag Sinn und rhythmisiert ihn.
Eine Studie der University of Missouri fand heraus, dass die Interaktion mit Haustieren die Ausschüttung von Oxytocin (dem sogenannten “Kuschelhormon”) fördert, das für Wohlbefinden und Bindung sorgt. Gleichzeitig werden Stresshormone wie Cortisol gesenkt. In einer weiteren Untersuchung berichteten 74 % der befragten Haustierbesitzer, dass ihr Tier ihnen geholfen hat, mit einer schwierigen Lebenssituation besser umzugehen – darunter auch Trauerphasen.
Wie Katzen konkret wirken
Katzen haben eine besondere Art, sich dem Menschen zu nähern. Sie drängen sich nicht auf, suchen aber sanft die Nähe. Ihr Schnurren wirkt nicht nur beruhigend, sondern hat sogar eine messbare therapeutische Wirkung: Frequenzen zwischen 25 und 150 Hertz, wie sie beim Schnurren entstehen, fördern laut einer Studie aus Frankreich die Regeneration von Knochengewebe, aber auch die Entspannung beim Menschen.
Darüber hinaus sind Katzen sensibel für die emotionale Lage ihres Menschen. Viele Katzenhalter berichten, dass ihre Tiere gerade in Momenten der Traurigkeit besonders anhänglich werden oder sich sanft an sie schmiegen. Diese unaufdringliche Art der Begleitung vermittelt Nähe, ohne zu überfordern.
Warum Katzen besonders älteren Menschen helfen
Gerade im Alter, wenn soziale Kontakte seltener werden und der Alltag ruhiger verläuft, können Katzen eine wertvolle emotionale Stütze sein. Studien zeigen, dass Senioren mit Haustieren weniger depressive Symptome aufweisen und sich subjektiv gesünder fühlen. Die Versorgung eines Tieres bringt Verantwortung, Struktur und das Gefühl, gebraucht zu werden – ein starker Gegenpol zu Trauer und Isolation.
Katzen sind zudem ideale Mitbewohner für ältere Menschen: Sie sind leise, unabhängig, aber dennoch zugewandt. Und: Sie spenden Wärme – nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
Psychologische Aspekte – Katzen als emotionale Brücke
In der Psychologie spricht man vom „emotion support animal“ – also einem Tier, das emotionale Stabilität und Trost spendet. Gerade Katzen eignen sich hier besonders, weil sie in der Lage sind, sowohl ruhige Rückzugsbegleiter als auch verspielte Lebensfreunde zu sein. Ihre Anwesenheit kann die emotionale Verarbeitung unterstützen, weil sie nonverbal Nähe anbieten, die in Gesprächen oft schwer zu erreichen ist.
Auch in der tiergestützten Therapie werden Katzen eingesetzt – vor allem bei älteren Menschen, die an Einsamkeit oder Trauer leiden. Dabei geht es nicht nur um die Zuwendung durch das Tier, sondern auch um das Gefühl, gebraucht zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Das kann ein entscheidender Schritt auf dem Weg zurück in ein aktives Leben sein.
Was tun, wenn man selbst trauert, aber einer Katze helfen möchte?
- Den richtigen Zeitpunkt finden: Niemand muss sich sofort nach einem Verlust für ein neues Tier entscheiden. Es darf auch Wochen oder Monate dauern, bis man sich bereit fühlt.
- Die passende Katze wählen: Eine ruhige, verschmuste Katze passt besser in eine sensible Phase als ein wilder Jungkater.
- Pflege oder Besuchsprojekte als Einstieg: Einige Tierschutzvereine bieten Pflegestellen oder Besuchsdienste mit Tieren an – ideal, um langsam wieder in Kontakt zu kommen.
- Unterstützung suchen: Wer unsicher ist, kann sich von Tiertherapeuten, Tierheimen oder Katzenschutzvereinen beraten lassen.
Tipps: Wie Katzen Trauernden helfen können
- Geduld mit sich selbst und dem Tier: Gerade in der Anfangszeit müssen sich Mensch und Tier erst aufeinander einstellen.
- Rituale schaffen: Gemeinsames Füttern, Spielen oder Kuscheln am Abend strukturieren den Tag und schaffen Verlässlichkeit.
- Offen für neue Bindung sein: Auch wenn der Schmerz groß ist, darf eine neue Beziehung wachsen.
- Tiere aus dem Tierschutz berücksichtigen: Viele Katzen warten auf ein Zuhause – sie geben diese Zuneigung vielfach zurück.
- Tierarztbesuche einplanen: Besonders bei älteren Menschen oder Tieren sollte die Gesundheit regelmäßig überprüft werden.
- Bewegung und Licht: Katzen motivieren dazu, sich zu bewegen, morgens aufzustehen, Fenster zu öffnen – kleine Dinge, die im Trauerprozess helfen.
Wege durch Trauer sind individuell
Der Weg durch die Trauer ist individuell – und oft lang. Aber Tiere können auf diesem Weg zu liebevollen Weggefährten werden. Sie ersetzen keinen Menschen, aber sie öffnen das Herz für neue, stille Freude. Die Geschichte von Hannes, Luna und Felix zeigt, dass auch nach großem Verlust wieder ein kleines Glück einkehren kann. Man muss ihm nur die Tür öffnen.
Wer selbst überlegt, einem Tier ein Zuhause zu geben, sollte sich ruhig Zeit lassen und sich gut beraten lassen – etwa im Tierschutz oder bei einem erfahrenen Katzenernährungsberater. Denn eine Katze ist kein Ersatz – sondern ein neues Kapitel.
Buchtipp zum Weiterlesen
Wenn du gerade einen geliebten Menschen verloren hast und dich durch die Trauerzeit kämpfst, kann dir dieses Buch eine wertvolle Begleitung sein:
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Dieses Buch von Doris Wolf (Gebundene Ausgabe – 12. August 2024) ist ein einfühlsamer und gleichzeitig sachlich klarer Begleiter für Menschen, die ihren Partner oder eine nahestehende Person verloren haben. Es beschreibt jede einzelne Phase des Trauerprozesses – vom Begräbnis über die tiefsten Schmerzphasen bis hin zur Möglichkeit eines Neubeginns. Die Autorin begegnet Leserinnen und Lesern mit großem Verständnis und benennt auch schwierige Gefühle wie Schuld, Wut und Hilflosigkeit – ohne sie zu bewerten.
Besonders hilfreich ist die klare, undogmatische Sprache, die auch Menschen anspricht, die keinen Bezug zu Religion oder Esoterik haben. Viele Leserinnen und Leser berichten, dass sie sich beim Lesen endlich verstanden gefühlt haben und das Buch ihnen in Momenten tiefer Verzweiflung Halt gegeben hat. Es zeigt, dass Trauer zwar schmerzhaft, aber auch überwindbar ist – in kleinen Schritten, Tag für Tag.